KooperationWalz 4.0 verbindet Handwerk und Hochschule
Das Projekt Walz 4.0 will die Zusammenarbeit zwischen Akademikern und Handwerkern verbessern und eine neue Ebene für den Austausch auf Augenhöhe schaffen. Bereits Anfang des Jahres kamen Hochschule Konstanz (HTWG) und Handwerkskammer Konstanz zusammen. Noch vor Jahresende ist die nächste Runde geplant. Dann werden Meisterschüler und Studenten wieder gemeinsam Ideen entwickeln. Zeit, Geld und Nerven können durch eine engere Zusammenarbeit beispielsweise bei Bauprojekten gespart werden, wenn schon in der Planung der Ingenieure auch Zimmermeister als Ausführende ihre Einschätzung zur Umsetzung geben können.
„Oft hapert es im Übergang zwischen Planung und Ausführung. Das ist leider immer noch ein Kulturbruch“, erklärt Michael Bühler, Professor für Bauwirtschaft an der Hochschule Konstanz und Mitinitiator von Walz 4.0, den Anlass für das von Interreg geförderte Projekt. „Es geht viel Wissen bei Bauprojekten verloren, weil beide Parteien nicht miteinander reden – oder es nie gelernt haben. Dann fehlt das Verständnis füreinander“, sagt er. Deswegen setze das Projekt schon in der Ausbildung an, um Kooperation und Kommunikation auf der Baustelle gleich von Anfang an zu lernen. „Meist entstehen Probleme in der missionskritischen Schnittstelle zwischen Planung und Umsetzung.“
Lücke zwischen Planung und Umsetzung schließen
Zwei Projekte haben Architektur- und Ingenieursstudenten gemeinsam mit Zimmerern, die sich an der Bildungsakademie Rottweil auf den Meister vorbereitet haben, im ersten Halbjahr bereits bearbeitet und positive Erfahrungen gesammelt. „Das ist eine wertvolle Zusammenarbeit“, betont Richard Gundel, Lehrmeister der angehenden Zimmermeister. Er sagt, dass alle Seiten von dem Projekt profitieren. „Wir können alle etwas voneinander lernen. Das war eine wichtige Erkenntnis für alle Teilnehmer“, sagt der Zimmermeister. Zudem stärke das Projekt die Position des Handwerks, wenn es von Anfang an mit eingebunden sei. In den gestellten Aufgaben ging es einmal um die Digitalisierung von Baustellenberichten unter Einsatz von unterstützender KI. Im anderen Projekt entstanden Fachwerkträgerknoten für lange, freitragende Konstruktionen.
Gerade durch die Zunahme von KI sei es Zeit, klassische akademische Inhalte auf den Prüfstand zu stellen, betont Bühler. „Wir wollen den Raum schaffen, dass Innovationen auf Augenhöhe entstehen können.“ Die Industrie 4.0 erfordere zunehmend experimentelle Entwicklung. Das gelinge vor allem dann, wenn Handwerk und Hochschule Hand in Hand arbeiteten.
Handwerk kann viel beitragen
Für das Selbstbewusstsein seiner Meisterschüler sei das Projekt Walz 4.0 wichtig gewesen, sagt Richard Gundel. „Die Gruppenarbeit zwischen den angehenden Architekten, Ingenieuren und Zimmermeistern hat ihnen gezeigt, dass sie mit ihrem Wissen und der Erfahrung gut dastehen und viel beitragen können, um eine gemeinsame Lösung für die gestellten Aufgaben zu finden. Das hat meinen Teilnehmern einen großen Motivationsschub gegeben.“
So haben es auch Bühler und seine Studenten erlebt. „Die Zusammenarbeit war extrem positiv. Die Teilnehmer sind sofort in Fachdiskussionen eingestiegen und haben sich begeistert ausgetauscht.“ Die Treffen stärkten das Vertrauen ineinander und in die Fähigkeiten der anderen. „Wir wollen Barrieren abbauen und die Diversität auch in Projekten stärken.“
Über zehn Jahre hat Gundel selbst auf dem Bau gearbeitet und regelmäßig erlebt, dass die größten Probleme entstehen, wenn Planer und Ausführer nicht oder spärlich kommunizieren. Deswegen sei es sinnvoll, dass alle an einem Tisch sitzen und besprechen, was wie umsetzbar sei.
Teilnehmer sind begeistert
So sehen es auch die Studenten und Meisterschüler. „Vor allem diejenigen, die beide Welten kennen, also Studenten, die vorher eine Lehre gemacht haben, die sind von dem Modell begeistert“, erzählt Bühler von den Rückmeldungen seiner Studenten. „Die sagen: Genauso müssen wir es machen.“
Damit das Projekt weiterlaufen kann, hat die HTWG bei Interreg erneut einen Förderantrag gestellt. Entwickelt werden sollen Fortbildungen sowie moderne Lern- und Lehrelemente. Beteiligt an Walz 4.0 sind neben der Handwerkskammer Konstanz mehrere Hochschulen rund um den Bodensee. So sollen die Kurse auch grenzübergreifend geöffnet werden. Auch Betriebe, die sich mit Wissen, Können und Ausrüstung einbringen wollen, werden noch gesucht.